Montag, 2. Juli 2007

Âme beim Friseur

«Kraft , Rohheit, Gleichmäßigkeit; das sind Dinge, die einfachste Mechanismen im Körper berühren. Gleich der 4/4-Bassline im Techno: einfachste Muster, auf die wahrscheinlich jeder reagieren wird. Diese basale Wiederholung, angefangen bei deinem Blutkreislauf über die sprachliche Wiederholung in den Lall-Lauten des Babys [...] Minimal-Kram eben. Ich kann das ja überhaupt nur überleben, indem ich ihn mir das zurecht höre; auf die Lücken tanze; die Schläge selbst lösen bei mir keinen Impuls aus. Ich vermute aber, dass das durchaus das Ziel dieser Musik ist. Jeder Schlag unmittelbar in einem Impuls übersetzt werden soll. Eine bestimmte Bewegung. Und im Grunde tanzt man so gerade, wie die Musik auch ist. Vielleicht ist das auch gar nicht so gedacht; man kriegt ein einfaches rhythmisches Gerüst. Den Rest denkt man sich. Interpretiert da die komplexen Tanzschritte rein. Das versöhnt einen mit der geraden Musik. Der gefährlich Aspekt an dieser Minimal-Ideologie ist aber: es wird so getan, als böte sie eine Wahrheits-Garantie. Nach tausenden von Jahren weiß man heute: Je einfacher, desto besser. Die simpelste Struktur trägt bereits die höchste Komplexität. Das scheint mir ein faschistoider Ansatz, den ich nicht akzeptieren kann.»
[Klaus Sander und Jan St. Werner, in «Vorgemischte Welt».]

Das Kreischen macht den Unterschied. Adelt den Moment. Und ist im Kern wohl eine beseelte Liebkosung für den Dramaturgen der Nacht. Rej, aus der Feder des Karlsruher Produzenten-Duos Âme, hatte reichlich davon. Seit grob zwei Jahren nun lässt sich diese Detroit-Ode immer noch aller Orte feiern – gleich ob auf den Hochplateaus der Glückseeligkeit, oder in den Organen elektronischer Lebensaspekte und Clubkultur. Selten vermag ein Stück derart steil im Club zu gehen; obendrein die Grenzmarken zwischen Techno und House so zu kreuzen. Sein Glanz liege in der Schlichtheit. Der eleganten Funktionalität. Dünkt es einen.

Youtube nun featured drei Versionen des Platzhirsches: Adagio, allegro, presto – langsam, mittelschnell, schnell. Wobei beide entschleunigte Kreationen kurzerhand schon um einige Nasenlängen vorn liegen. Wurde der Smash-Hit gar unter Wert verkauft?
Der Grand Prix sei demnach eröffnet. Es bleibt spannend.


Presto



Allegro



Adagio

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