Montag, 18. Juni 2007

Insignien der Macht

«Was ich überall drin habe, ist diese stampfende Bassdrum. So von 1985 an. Musik zum Hüpfen eben. Das kommt aber eigentlich erst mit dem richtigen Tempo. Bei 150 BPM ist der Ofen aus für richtige Dance-Kultur. Erst dahinter fängt das Hüpfen an. Und mit dem Hüpfen vielleicht auch die Jugend-Kultur. Die große Einheit der pumpenden, glücklichen Menschen. Für die ist dieses Auf und Ab womöglich einfach die Bewegung.»
[Westbam in «Celebration», von Rainald Goetz]

Die Welt wurde irgendwann zum Dorf. Pop war das immer schon. Mit seinen Abgründen und Potjomkinschen Fassaden. Gepflegtes Stilmittel und Definitions-Werkzeug aller Orte: Beats per minute. Während in unseren Breiten das anachronistische Mälzel-Metronom den Takt vermisst, wurde jenseits des Kanals sich dieser gleich einverleibt: der Rhythmus, der von Herzen kommt, wird im angelsächsischen Kulturkreis schlicht mit Beats per minute bemessen. Überhaupt machte sich die Pedanterie des Tempos erst mit Beethoven breit; zuvor zeigte sich die Welt der Klassik noch recht übersichtlich; lediglich festgezurrt auf drei Tempi: Langsam, mittelschnell, schnell – adagio, allegro, presto. Rund um die Club-Kultur hätschelt man hingegen das Goldene Kalb. Funktionalität und Glückseligkeit wollen sich en masse erst jenseits der 120 BPM einstellen.

Die Insignien der Macht – inspiriert von den City-of-Pop-Stadtplanern des Zündfunks.



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